Eine Planeten-Visualisierung von Carolin Brückner und Jolanda Abasolo


Trappist-1 f, auch Roayan genannt, ist ein Planet, der um den Zwergstern Trappist-1 kreist und sich etwa 40 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Wassermann befindet. Er wird als Ozeanplanet angesehen, mit einer sonnenabgewandten Seite, die bei den eisigen Temperaturen gefroren ist, und einer sonnenzugewandten Seite, deren Oberfläche mit flüssigem Wasser bedeckt ist. Der Planet umkreist seinen Stern mit einer Umlaufdauer von 9,2 Tagen. Dadurch kommt es zu einem schnellen Temperaturen-Wechsel. Die Planetenoberfläche und seine Lebewesen sind somit einem ständigen Wandel ausgesetzt. Aufgrund des hohen Wasservorkommens gilt der Planet als potenziell bewohnbar, mit ausreichend Sauerstoff.
Die zwei Gewalten
Roayan wird von zwei wirkenden Organismen in einem andauernden Machtkampf beherrscht, dessen Ausmaße sich nur an der Planetenoberfläche erahnen lassen. Das Wasserwesen Roa bedeckt in seinen verschiedenen Aggregatszuständen den Planeten und drückt sich in Form von imposanten meerestierähnlichen Eisskulpturen aus. Roas großer Gegenspieler war schon immer und bleibt Tshiyan, ein Wesen, dass im Inneren des Planeten auf der sonnenabgewandten Seite lebt und in dauernder Wechselwirkung mit Roa für Gleichgewicht auf dem Planeten sorgt. An der Oberfläche ist die glühend heiße Kraft nur an ihren Geysir-artigen Ausstößen bemerkbar.
Roa
Auf der sonnenzugewandten Seite, im warmen Glanz der Sonne erstrecken sich die weiten Ozeane. Über dem Wasser thront ein endloser Himmel, durchzogen von weißen Schleiern aus Wolken.

Doch auf der anderen Seite herrscht eine Welt aus eisiger Stille und frostiger Schönheit. Alltägliche Eisstürme prägen das Gesicht der Landschaft und lassen das Wasser in wenigen Augenblicken zu starrem Eis verwandeln. Doch selbst in dieser leblosen Kälte findet man die von Roa tierähnlich geformten Eislandschaften, die am dunkelsten Ort ihren imposanten Höhepunkt finden. In kürzester Zeit verwandelt sich das Eis zu Wasser, wo es in die weiten Ozeane fließt, um dann wieder in neuen komplexen Gebilden zu erstarren.
Tshiyan
Das Wesen Tshiyan offenbart sich als Element Shigir – eine flüssig glühende Masse des Planeteninneren – und verbirgt sich tief unter der Oberfläche. Auf der abgewandten Seite zur Sonne bahnt sich das Shigir seinen Weg durch die dicken Eisschichten, bis es schließlich, ähnlich wie heiße Geysire, an die Oberfläche schießt. In der eiskalten Luft erstarren jene Ströme zu kugelförmigen Gebilden, die schließlich über die Eislandschaft rollen und dabei markante Spuren hinterlassen, ähnlich den Windungen von Dünen in der Wüste. Diese Kugeln, innen noch warm und voller Energie, beleben die frostige Umgebung und verunstalten dabei die Eiskreationen von Roa.

Wenn das Eis schmilzt und ins Meer fließt, bilden die Kugeln aufgrund ihres wasserabweisenden Materials, einen roten Schaumrand, der den Ozean umgibt, wie eine rote Grenze zwischen Land und Wasser.

Lebensformen
In dieser Vielfalt existieren zwei Lebensräume: eine eisige, sonnenabgewandte Seite und eine ozeanische, sonnenzugewandte Seite. Unter der eisigen Oberfläche bilden vom Shigir geschaffene Gänge einen wärmeren Lebensraum, der hitzeresistente Lebewesen beherbergt, während im Ozean Lebewesen leben, die dem Wasser wohlgesinnt sind. Sowohl die Meeresbewohner als auch die Lebewesen im Inneren des Planeten sind eher klein, aber dennoch entscheidend für das Gleichgewicht des Planeten. Die Wassertiere bauen den roten Schaum am Meeresrand ab und unterstützen somit den Organismus Roa. Die hitzeresistenten Lebewesen im Inneren des Planeten helfen Tshiyan, indem sie Gänge graben und damit seine Aktivitäten fördern.


Artefakte
Auf der vereisten dunklen Seite des Roayan-Planeten, treten in seltenen Momenten rötliche Lichtspiele im Himmel auf, die an die Nordlichter auf der Erde erinnern. Als Kommunikationsversuch vernahm eine fortgeschrittene Spezies dieses Phänomen und führte eine Expedition zu diesem Planeten durch. Trotz der später einkehrenden Erkenntnis, dass die Lichtspiele lediglich reflektiertes Sonnenlicht der Nachbarplaneten durch jene kleinen roten Partikel in der Luft sind, blieben sie auf dem Planeten. Denn die roten Kugeln, die auf dem Eis umherrollen, können Wärme speichern. Fasziniert von dieser Entdeckung, beschlossen sie, diesen Stoff zu sammeln.

Trotz ihrer Bemühungen endete die Expedition erfolglos, da die Forschenden einen tragischen Tod fanden. Ihre Werkzeuge, Ausrüstungsgegenstände und Teile ihrer Forschungsstation blieben allerdings im warmen Teil des Planeteninneren zurück. Diese Artefakte sind das Zeugnis eines gescheiterten, aber dennoch faszinierenden Versuchs, die Geheimnisse dieses fremden Ortes zu ergründen.
© Carolin Brückner & Jolanda Abasolo